Test In-Ear-Kopfhörer von Fairphone
Im Fairphone-Test von COMPUTER BILD trugen sich die etwas großen TWS Earbuds komfortabel.
Foto: Computer BILD
Uhr
Jan Michelsen
Fairphone packt die Kopfhörer aus: Die TWS Earbuds sollen nachhaltig sein und umweltbewusste Kunden anlocken. Wie das klappt, verrät der Test.
Testfazit
Testnote
2,6
befriedigend
Beim Thema Nachhaltigkeit sind die Fairphone TWS Earbuds am Kopfhörermarkt so etwas wie Neuling und Vorreiter gleichermaßen. Und das merkt man dem Produkt auch an: Der Klang ist akzeptabel, die Bedienung einfach, die Akkulaufzeit sogar richtig gut. Leider bleibt gerade der Aspekt Nachhaltigkeit, abgesehen vom verwendeten Material, etwas auf der Strecke. Vor allem eine modulare Bauweise für austauschbare Akkus – die häufig größte Achillesferse bei kabellosen Kopfhörern – ist in dieser ersten Generation nicht mit von der Partie.
Pro
- Gute Akkulaufzeit
- Solide Geräuschunterdrückung
- Teils nachhaltige Rohstoffe
Kontra
- Klang etwas dumpf
- Ladebox und In-Ears recht klobig
Das niederländische Unternehmen Fairphone hat sich mit dem gleichnamigen Smartphone einen Namen gemacht. Das aktuelle Modell ist das
Fairphone 4 5G. Der Coup: Nachhaltigkeit! Dank modularer Bauweise lassen sich die einzelnen Bauteile bei Bedarf austauschen. Das Handy muss also nicht komplett durch ein neues Modell ersetzt werden, was Geldbeutel und Natur gleichermaßen schonen soll. Jetzt hat Fairphone die
In-Ear-KopfhörerFairphone TWS Earbuds im Angebot, die ebenfalls nachhaltig sein sollen – und COMPUTER BILD hat sie getestet.
Die besten True-Wireless-In-Ear-Kopfhörer
So nachhaltig sind die Fairphone Earbuds
Die Kopfhörer von Fairphone bestehen nicht etwa aus Bambus oder einem anderen nachwachsenden Material, sondern wie üblich aus Kunststoff. Das gilt sowohl für die In-Ear-Kopfhörer als auch für die Lade- und Transportbox. Laut Unternehmen handelt es sich um zu 30 Prozent recycelten Kunststoff. Das in der Elektronik und an den Kontakten enthaltene Gold soll aus fairem Handel stammen. Und die Verpackung besteht komplett aus Papier und Pappe.
Im Gegensatz zu den aktuellen Fairphone-Smartphones lassen sich an den In-Ears jedoch keine einzelne Komponenten tauschen. Der Akku gibt nach Dauereinsatz langsam, aber sicher den Geist auf? Ein Tausch ist bei den TWS Earbuds wie bei fast allen anderen In-Ears nicht möglich. Fairphone zufolge liegt das daran, dass es die erste In-Ear-Generation ist, ähnlich war es beim ersten Handy der Niederländer. So sind zwar faire und nachhaltige Komponenten enthalten, Reparatur oder austauschbare Ersatzteile sollen möglicherweise in folgenden Generationen dazukommen. Zu den Ausnahmen bei Kopfhörern zählt Apple. Der US-Konzern bietet bei seinen
AirPods,
AirPods Pround
AirPods Maxden Tausch der Batterie an. Apple verlangt dafür zwischen 55 und 85 Euro (kostenlos mit AppleCare+). So sind die Kopfhörer quasi dauerhaft nutzbar und kein Wegwerfprodukt – im Gegensatz zu den Fairphone TWS Earbuds.
Leicht klobig, aber bequem
Beim Design orientiert sich Fairphone an bekannten Mustern der In-Ear-Welt. Die Kopfhörer sind komplett kabellos und stecken mit Gummiaufsätzen im Gehörgang. Für verschiedene Ohrgrößen legt das Unternehmen drei Paare Aufsätze bei. An den Ohren laufen zwei kurze Stängel hinab. Dank des geringen Gewichts von gerade einmal fünf Gramm pro In-Ear fällt der Tragekomfort relativ hoch aus. Der Korpus ist jdoch recht groß und drückt leicht im Ohr. Gerade im Winter mit Mütze auf dem Kopf wird es eher unangenehm, da sich die Earbuds je nach Kopf- und Ohrform regelrecht in den Gehörgang hineindrücken. Also im Winter lieber ohne Mütze über die Ohren. Das ist immerhin insofern kein Problem, als dass die Fairphone-Buds selbst im schlimmsten Schneegestöber oder Regen dank Schutz vor allseitigem Spritzwasser (Schutzklasse IPX4) klarkommen.
Simple Steuerung ohne App
Die Steuerung der Kopfhörer erfolgt über Touch-Flächen an den In-Ears. Jede Seite reagiert mit anderen Funktionen auf kurze, lange oder mehrfache Tipper. So springt der User bei Bedarf einen Song weiter, ändert die Lautstärke, nimmt Telefonate entgegen oder aktiviert den Transparenzmodus oder die aktive Geräuschunterdrückung (Active Noise-Cancelling, kurz ANC). Diese sorgt dafür, dass Mikrofone im Kopfhörer den Lärm in der Umgebung erfassen und gegenläufige Schallwellen aussenden. Durch eine Überlagerung entsteht eine angenehme Ruhe. Im Test funktionierte das ANC ordentlich, Geräusche in der Bahn oder am Arbeitsplatz drangen trotzdem teilweise zum Ohr durch. Eine App zur einfacheren Bedienung oder für Grundeinstellungen bietet Fairphone bisher nicht.
Ausdauernder Akku
Der Akku der Fairphone TWS Earbuds hielt im Test ordentlich lange durch. Mit aktiver Geräuschunterdrückung reichte es für mehr als 6,5 Stunden Dauereinsatz. Ein kurzer Boxenstopp von zehn Minuten in der Ladedose reichte für weitere 1,5 Stunden Spielzeit – gute Werte. Die recht große Transportbox bietet Strom für maximal fünf Ladevorgänge. Saft fürs Lade-Case gibt es über USB-C, eine kabellose Ladung über Qi-Platte ist nicht möglich.
Auf und ab beim Klang
Natürlich spielt auch bei nachhaltigen Kopfhörern der Klang eine zentrale Rolle. Die Technik kann noch so sehr die Umwelt schonen – wenn man damit keine Musik oder Podcasts hören mag, ist jedes Kopfhörerkonzept zum Scheitern verurteilt. Die Fairphone-In-Ears landen in dieser Disziplin im Mittelfeld. Der Klang ist etwas dumpf, die Mitten betont. Bei Stimmen kommt es in den Höhen zu einem leichten Zischeln. Der tiefe und kräftige Bass macht hingegen richtig Laune. Es gibt in dieser Preisklasse jedoch deutlich besser klingende Konkurrenten, zum Beispiel die sehr günstigen
Huawei Freebuds 4i, die robusten
Jabra Elite 4 Activeoder auch die
JBL Tune 230 NC.
Fairphone TWS Earbuds: Test-Fazit
Beim Thema Nachhaltigkeit sind die Fairphone TWS Earbuds am Kopfhörermarkt so etwas wie Neuling und Vorreiter gleichermaßen. Und das merkt man dem Produkt an: Der Klang ist noch akzeptabel, die Bedienung einfach, die Akkulaufzeit sogar richtig gut. Abgesehen vom verwendeten Material bleibt die Nachhaltigkeit jedoch auf der Strecke, denn die Akkus sind nicht austauschbar. Testnote: 2,6.